Wissenswertes: 1887 wurde Viktor Riegger geboren, dessen Vater genau 7 Jahre zuvor seine eigene Brennerei und Holzwerkstatt eröffnete und sich auch der Küferei, also der Produktion von Fässern, verschrieb. Als Viktor 18 Jahre alt war zog es ihn in die weite Welt und er wollte mehr über die Produkte erfahren die in den Fässern seines Vaters gelagert wurden. Nach einiger Zeit auf Reisen kehrte er nach Hause zurück und übernahm den Betrieb seines Vaters. Die Liebe zu edlen Spirituosen bewegte ihn dazu seine eigenen Destillate herzustellen und in seinen Holzfässern zu veredeln.
Bis heute sind ihm drei Generationen gefolgt und die heutige Familie Lauinger blickt zurück auf fünf Generationen in der Welt der Spirituosen. In der 5. Generation mit Sebastian Lauinger entstand der Traum von einem eigenständigen Rum, der in besonderen Fässern gereift wird und sowohl als ungesüßte Fassstärke wie auch als Trinkstärke abgefüllt werden soll. Ein Rum, der nicht kreiert wird, sondern von der Natur gereift wird. Auf dem Etikett dieses Rums ist Viktor verewigt, wie er ein Barrique küfert, mit seiner Mütze, seinem Bart und seinem Lächeln welches ihn in der Werkstatt immer begleitete.
Informatives über die Distillerie in Panama: Alles begann im Jahre 1908, da wurde die Zuckerfabrik Ingenio San Isidro von dem Spanier Don José Varela Blanco gegründet. Im Jahr 1936 begann er dann mit seinen drei ältesten Söhnen, den frischen Zuckerrohrsaft seiner Zuckerrohrplantagen zu destillieren. Der Grundstein für das Unternehmen Varela Hermanos S.A., welches heute als Familienunternehmen in dritter Generation der größte Markenspirituosenproduzent Panamas ist, war gelegt. Das Zuckerrohr wird auf insgesamt 1200 Hektar rund um die Stadt Pesé gepflanzt und wird noch per Hand geerntet und zu Zuckerrohrsaft verarbeitet. Die kurzen Transportwege sind für die Brennerei sehr wichtig, da das geschnittene Zuckerrohr sehr schnell an Feuchtigkeit verliert und dadurch die Qualität leidet und umso frischer das Zuckerrohr angeliefert wird, umso ist die Ausbeute an frischen Zuckerrohrsaft und Geschmack. Die Destillerie kultiviert mittlerweile 1.200 Hektar Land. Für die Rumproduktion wird beinah ausschließlich Zuckerrohr aus eigenem Anbau verwendet. Die moderne Brennerei verarbeitet einmal Maische die mit Melasse angesetzt wird und ein kleiner Anteil der Maische wird aus reinem Zuckerrohrsaft angesetzt. Eine besonders zentrale Rolle spielt bei Varela Hermanos die Reifung des Rums. Hierfür kommen 200 Liter fassende Ex-Bourbon-Fässer aus amerikanischer Weißeiche zum Einsatz. Darüber hinaus geht man nach dem Solera-Verfahren vor, bei dem ausgewählte Destillate nacheinander die einzelnen Solera-Stufen durchlaufen. Am Ende dieses aufwändigen Prozesses steht ein komplexer und vollmundiger Rum.
Beschreibung: Der Rum aus der Distillerie Varela Hermanos SA reifte zuerst für 6 Jahre in Panama bei karibischen Temperaturen in einem amerikanischen ehemaligen Bourbon-Fass welches aus amerikanischer Weißeiche besteht. Danach wird der Rum nach Deutschland verschifft und darf sich in Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg) für weitere 39 Monate in einem Ruby Port Cask (ehemaliges Portwein Fass) aus Portugal erholen und nachreifen. Dieses Fass verleiht ihm auch seine satte Farbe und seine Fruchtigkeit in der Nase. Der Rum reift so lange im Fass bis er den perfekten Reifezeitpunkt zur Abfüllung erreicht hat. Dann wird er, ohne Filtration und ohne Zugabe von Zucker, abgefüllt. Ein Rum der nicht kreiert wird, sondern von der Natur gereift wird. Nach dem Vorbild des Handwerkers wird auch die Abfüllung komplett in Handarbeit gemacht sowie auch das Etikettieren. Abgefüllt wird der El Ron del Artesano mit einem Alkoholgehalt von 40,6 vol. in 0,7 l Flaschen.
Tasting: Im Glas erwartet mich ein schöner Bernsteinfarbener Rum und 10 Minuten später duftet es wunderbar nach leckeren Portwein, feuchten Holz und rote reife Früchte von Kirschen und Erdbeeren und eine schwach ausgeprägte Nuance von Pflaume und Zimt nehme ich wahr. Und noch bisschen länger an der Luft kommen noch Citrusfrüchte, wie Grapefruit und Orangen dazu und über allen duftet es nach frisch geriebenen Schokoladenflocken. Beim ersten Schluck erwartet mich eine leichte Schärfe von Alkohol und eine sanfte Cremigkeit liebkost den Gaumen und Zunge. Das erste was ich schmecke ist seine herrliche Portwein Note mit einer Prise Vanillezucker. Auf der Zunge bemerke ich ein feines kurzes prickeln von Fruchtsäuren und Aromen von Erdbeeren, Brombeeren mit einen Spritzer Zitrone. Das Fruchtige verblasst langsam am Gaumen und der El Ron del Artesano zeigt jetzt seine angenehme süße Seite und es schmeckt nach warmen Creme Brûlée und Karamell. Das Finish ist leicht holzig und zeigt sich von seiner weichen Seite, ist mittellang und ist ein Mix von Rauch, Vanille und Karamellnoten.
Fazit: Mit dem El Ron del Artesano 8 Year Old - Ruby Port Finish Panama bekommt ihr einen halbtrockenen fruchtigen, zugänglicher Rum, der geschmacklich echt überzeugen kann und mit seiner Cremigkeit mich absolut in seinen Bann zieht. Wenn ihr den Geschmack von Portwein mögt, dann kann ich euch den Rum nur wärmstens empfehlen. Trinkt den El Ron del Artesano zimmerwarm und gibt ihm ein paar Minuten zum atmen und er wird es euch danken mit einem breiten Aromen-Spektrum.
Anmerkung: Ich bedanke mich bei der nachfolgenden Firma für das Produktmuster. Es fand keine Beeinflussung oder ähnliches auf das Tasting statt.
Bezugsquelle: El Ron del Artesano - Sebastian Lauinger | Gerberstrasse 72, 78050 Villingen-Schwenningen | www.ron-artesano.com.