1991, als dieser Rum destilliert wurde, waren es noch drei Jahre bis zur Schließung der legendären Enmore Distillery. In dieser Flasche ruht damit nicht nur ein Melasse-Destillat, sondern auch ein Stück Zeitgeschichte. Dieser Melasse Rum trägt das Mark KFM (Kenneth Francis Mackenzie (1749 – 1831) und wurde im Pot Still (Versailles Single Vat Still) destilliert. Da soll mal einer sagen die Brennapparate sind nicht für die Ewigkeit gebaut. Eines dieser seltenen Fässer konnte sich die Firma Rum Artesanal sichern und füllte dieses im Januar 2022 für uns Rumfreunde ab.

Hinter der Marke Rum Artesanal, steckt die Firma Heinz Eggert in Bad Bevensen aus der Lüneburger Heide und mit ihr ist man erfolgreich auf dem europäischen Markt unterwegs und behauptet sich recht erfolgreich als unabhängige Rum-Abfüller. Konnten Kunden sich früher nur auf eine Handvoll an Abfüllungen freuen, so hat sich in dieser Richtung in den letzten Monaten sehr viel getan. Mit einem untrüglichen Gespür für faszinierenden Rumsorten ist Rum Artesanal weltweit sehr aktiv um mit immer neuen Abfüllungen den Rum-Liebhaber, die wunderbare Welt des guten Geschmacks näher zu bringen. Zwar mag RA Rum nicht so bekannt wie z. B. Plantation Rum oder Nation Rum sein. Doch die Rumsorten, die man seinen Kunden präsentiert haben viel zu bieten. Rum Artesanal hat es bis heute geschafft mit ihren über 20 Abfüllungen, diversen Einzelfässer und zahlreichen Auszeichnungen, sich einen Namen mit der Marke RA weltweit aufgebaut zu haben, der für Qualität, hohen Ansprüchen und perfekten Genuss steht. Während bei den Rum-Experten und Rum-Liebhabern vor allem die Single Cask-Abfüllungen von Rum Artesanal im Fokus stehen, gibt es auch sehr gute Blends für den Einsteiger und den Mittelbereich.

Wissenswertes: Rum aus Guyana spielte schon für die Royal Navy eine wichtige Rolle. Es war der Hauptbestandteil des Navy Rums, welcher an die Matrosen ausgegeben wurde. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts produziert man dort Zuckerrohr und Rum. Bis 1814 hieß dieses Gebiet, damals noch eine niederländische Kolonie, Demerara, nach dem gleichnamigen Fluss benannt, welcher dieses Gebiet durchfließt. Zeitweise gab es bis zu 200 Brennereien in Guyana, denn auf fast jeder Zuckerrohrplantage gab es eine Distillerie. Über die Jahre wurden es immer weniger, bis schließlich 1971 nur noch drei Brennereien übrigblieben. Heute produziert allerdings nur noch eine einzige Destille Rum. Sie gehört der D.D.L. – Demerara Destillers Ltd. und nennt sich Diamond Destillery. Diese eine Brennerei hat es aber in sich, denn die Distillerie kaufte die Brennanlagen der geschlossenen Brennereien auf und betreibt diese auch heute noch. So findet man viele der alten Stills aus ehemaligen Brennereinen hier wieder. Die Destillerie aus dem der Rum stammt, bzw. die Destillerie die die Versailles Still zum Zeitpunkt der Destillation besaß war die Distillerie Enmore und ist seit Mitte der 1990er Jahre geschlossen. Ihre Stills gingen, inklusive der Versailles Still, dann an Uitvlugt, das wiederum 2000 seine Tore schloss. Die Brennblasen von Uitvlugt übernahm wiederum Diamond, dass inzwischen, unter dem Dach von DDL, als einzige Destillerie in Guyana noch produziert. Die Zucker- und Rumproduktion in Guyana wurde bis 1976 von der britischen Firma Booker McConnell bestimmt. Enmore gehörte bis dahin zu den Demerara Distillers, welche in den Booker-Konzern eingegliedert war. Aus dieser und anderen Distillerie-Vereinigungen wurde 1976 zunächst die staatliche Guyana Liquor Corporation, welche letztendlich die private Demerara Destillers Ltd. hervorbrachte.

Beschreibung: Aus der Enmore Distillery stammt dieser Guyana Rum von 1991, der über 30 Jahre bei tropischen Verhältnissen reifen durfte, bevor er von Rum Artesanal im Januar 2022 mit der Fassnummer 122 mit einer natürlicher Fassstärke von 54,5 % vol. in eine 0,5 l-Glasflasche abgefüllt wurde. Destilliert wurde der Rum aus Melasse auf einer sehr alten Brennblase im Versailles Single Vat Still. Diese trinkbare Rarität hat eine Auflage von 259 Flaschen und die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei guten 200 Euro. Einige Flaschen sind im Handel noch zu haben, eine Rarität, die es so oft nicht mehr geben wird.

Tasting: Der Rum Artesanal Guyana Emmore 1991 KFM hat einen recht dunkelbraunen Farbton und aus dem Glas riecht es im ersten Moment nach Teer und nassen Leder. Ich gebe dem Rum noch einige Zeit zum Atmen und versuche nach einer halben Stunde mit einem zweiten Anlauf. Auf ein nächstes und es entfaltet sich ein aufregendes Aromen Spektrum. Der Rum aus Guyana duftet schwer nach Leder und in Rum eingelegten Früchten, dazu kommt der Duft von einen gut getoasteten Eichenholz-Fass und Noten von süßlichem Anis. Perfektioniert wird das spannende Bukett von guter alkoholischer Schärfe, die in der Nase kitzelt und den Aromen von Kräuterbonbon und angebrannten Karamell. Der erste Schluck erinnert mich an eine recht bittere Medizin und beim zweiten Nippen am Noising-Glas schmecke ich einen Mix von Minze, verbrannten Holz und Teer heraus. Der Geschmack von gebratenen Pflaumen und bitteren kalten Kräutertee macht sich am Gaumen breit. Eine langsam aufsteigende alkoholische Wärme macht sich auf den Wangen breit. Das Mundgefühl ist cremig, leicht ölig und ein bitterer Film liegt auf der Zunge. Das Finish ist langanhaltend und endet mit den Aromen von einen guten Ristretto Espresso und Eichenholz.

Fazit: Der Rum Artesanal Guyana Emmore ist absolut nichts für Einsteiger und Rumliebhaber, sondern mehr was für Enthusiasten, die einen guten und alten Rum wertschätzen. Sein Geschmackserlebnis ist schon recht außergewöhnlich und fasziniert mich auch gleichzeitig. Mit jedem Nippen am Glas verliebe ich mich mehr in den Rum. Mir fällt dazu nur eins ein: einfach nur wow.

Bemerkung: Ich bedanke mich bei der nachfolgenden Firma für das Produktmuster. Es fand keine Beeinflussung oder ähnliches auf das Tasting statt.

Bezugsquelle: Heinz Eggert GmbH | Eppenser Weg 3, 29549 Bad Bevensen | www.heb-ra.com